Stefanie Troppmann:
Gesellschaftliche Neuformierung und soziale Integration

Die individuellen und kollektiven Aushandlungsprozesse der deutschen Minderheit im ländlichen Raum Westböhmens 1946 bis 1970

Zum Titel

Nach 1945 veränderten sich aufgrund des Transfers der Bevölkerung viele Gesellschaften in Europa. Aus der Tschechoslowakei wurden tausende Deutsche vertrieben und ausgesiedelt. Zahlreiche Deutsche verblieben aber dort. Am Beispiel Westböhmens werden Integration und Anpassung jener Gruppe in beziehungsweise an die lokale Gesellschaft untersucht und die Rolle der Deutschen im Prozess der gesellschaftlichen Neuformierung hinterfragt. Wie auch andere Alteingesessene arrangierten sich diese im Grenzgebiet mit der neu angesiedelten Bevölkerung und stellten sich infolge auf Komplexität, Dynamik, Umstrukturierung und lebensweltliche Herausforderungen in einer sich stark veränderten Gesellschaft ein.

Im Mittelpunkt stehen Veränderungen und Entwicklungen gesellschaftlicher Strukturen auf lokaler wie regionaler Ebene in den 1950er- und 1960er-Jahren. Aushandlungsprozesse und soziale Berührungspunkte werden im Kontext von sozialistischer Neuordnung sowie von Diskontinuitäten und sozialen Rahmenbedingungen untersucht: Handlungsmöglichkeiten boten sich zum Beispiel über das Engagement im Kulturbereich, nachdem sich in den frühen 1950er-Jahren viele deutschsprachige Kulturgruppen gründeten.

Inhalt

Einleitung

1.  Theoretischer Hintergrund und Grundlagen
1.1.  Forschungsgegenstand und Forschungsansatz
1.2.  Forschungsstand
1.3.  Quellen
1.4.  Methodisches Vorgehen

2.  Der Begriff Gesellschaft im Kontext der Neuformierung

3.  Das Grenzgebiet nach 1946

4.  Identität
4.1.  Sprache und Identität
4.1.1.  Deutsch im Spannungsfeld von Generation und Familie
4.1.2.  Der regionale Dialekt 
4.1.3.  Deutsch im Berufsleben und im Bildungswesen
4.2.  Zugeständnisse
4.2.1.  Das Erlernen der deutschen Sprache im schulischen Deutschunterricht
4.2.2.  Deutschsprachige Periodika
4.2.3.  Deutschsprachiger Rundfunk und deutschsprachiges Fernsehen
4.2.4.  Deutschsprachige Bestände in Bibliotheken
4.3.  Theoretische Betrachtung
4.3.1.  Die Prozesse Akkulturation und Assimilation
4.3.1.1.  Akkulturation
4.3.1.2.  Assimilation

5.  Integration
5.1.  Zusammenleben der Nationalitäten
5.1.1.  Interaktion zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Konflikte
5.1.2.  Integration im beruflichen Bereich und Erlernen der tschechischen Sprache
5.2.  Nationalitätenpolitik und Kommission
5.3.  Ungleichbehandlung und Unzuverlässigkeitsvorwurf
5.4.  Ausreise der verbliebenen Deutschen
5.5.  Indikatoren von Integration
5.5.1.  Staatsbürgerschaft
5.5.2.  Mischehen
5.6.  Theoretische Betrachtung
5.6.1.  Sozialintegration
5.6.2.  Integrationsphasen
5.7.  Anpassungsprozesse und -strategien
5.7.1.  Strategie I
5.7.2.  Strategie II

6.  Kultur und Kulturleben
6.1.  Kulturarbeit und Kulturleben der verbliebenen Deutschen
6.1.1.  Probleme des deutschen Kulturlebens
6.1.2.  Kooperation im Kulturbereich
6.1.2.1.  Verband der Tschechoslowakisch-Sowjetischen Freundschaft
6.1.2.2.  Kultur- und Informationszentrum der DDR
6.2.  Freizeitgestaltung im Alltag
6.2.1.  Estraden und bunte Veranstaltungen
6.2.2.  Musik- und Tanzveranstaltungen
6.2.3.  Ausfahrten in der Gruppe 
6.2.4.  Pflege von Traditionen
6.3.  Zugeständnisse
6.3.1.  Deutschsprachige Unterhaltungsangebote
6.3.1.1.  Vorführung von Kinofilmen
6.3.1.2.  Deutsches Wandertheater
6.4.  Deutschsprachige Kulturgruppen
6.4.1.  Betriebsklubs und Kulturhäuser
6.4.2.  Kulturgruppen in den 1950er-Jahren
6.4.3.  Kulturgruppen in den 1960er-Jahren
6.4.4.  Kulturgruppen nach der Gründung des Kulturverbandes
6.5.  Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität der ČSSR
6.5.1.  Nationalitätengesetz und Gründung des Kulturverbandes
6.5.2.  Ortsgruppen als Basis des Kulturverbandes
6.5.2.1.  Zusammenarbeit zwischen Ortsgruppen
6.5.2.2.  Tätigkeiten der Ortsgruppen
6.5.3.  Realität und Probleme des Kulturverbandes

Resümee

Anhang 
Karten 
Abkürzungsverzeichnis 
Konkordanz der Ortsnamen
Quellen- und Literaturverzeichnis

Stefanie Troppmann:
Gesellschaftliche Neuformierung und soziale Integration.
Die individuellen und kollektiven Aushandlungsprozesse der deutschen Minderheit im ländlichen Raum Westböhmens 1946 bis 1970.

Studien zur 
Europäischen Regionalgeschichte, Bd. 5 
Herausgegeben von Miloš Řezník

340 S. | 15,0 x 22,0 cm
466 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-67-2
1. Auflage 2019 | 48,00 EUR

Die Publikation dieses Titels wurde unterstützt im Rahmen des EU-Förderprogramms Ziel3/Cíl3.
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