Simon Stuhler:
Phänomenologie des Lesens

Zum Titel

Im Unterschied zu anderen Sinneswahrnehmungen muss man sich die besondere Wahrnehmungsweise des Lesens gezielt aneignen, wobei die damit verbundenen Prozesse bald weitgehend unbewusst ablaufen. Im ersten Teil dieses Buches werden drei Momente beschrieben, deren Zusammenwirken das Leseerlebnis vor allem bestimmt: das Wahrnehmen von Zeichen, das Bilden einer Vorstellung und das Streben nach Sinn. Darauf aufbauend, wird im zweiten Teil auf moderne Poetologien des Lesens eingegangen, deren Vertreter diese Momente ansteuern und unterbrechen.

August Strindberg simuliert gestörte Zeichenwahrnehmungen, die jegliche Vorstellungsbildung in die Irre führen, Marcel Proust schleust unwillkürliche Erinnerungen in das Lesegedächtnis ein, Robert Musil schafft Gleichnisnegationen, eigentümliche Sinn-Bilder, in denen sich Vorstellung und Sinn gegenseitig auslöschen. Eine automatisierte Lesewahrnehmung zu unterlaufen, Vorstellungs- und Sinnbildung bewusst zu machen und ein selbstbestimmtes Lesen zu ermöglichen, gehört zum Potential dieser Literatur.

Inhalt

Einleitung 

I. Phänomenologie des Lesens
1. Vorstellung
2. Sinn
3. Wahrnehmung der Vorstellung 

II. Rhetorik der Wahrnehmung
1. Halluzination und Intrige des Lesens bei August Strindberg
1.1. Halluzination
1.2. Kohärenz
1.3. Reduktion 

2. Intuition und Gedächtnis des Lesens bei Marcel Proust
2.1. Bildtheorie
2.2. Gedächtnis
2.3. Intuition
2.4. Negation 

3. Negation und Gleichnis. Gestaltpsychologie des Lesens bei Robert Musil
3.1. Gestaltpsychologie und Phänomenologie
3.1.1. Mach
3.1.2. Gestaltpsychologie
3.1.3. Husserl
3.2. Bildfunktion
3.3. Gleichnis (Negation)

Zusammenfassung
Nachwort. Steganographie und Literatur
Literaturverzeichnis

Simon Stuhler:
Phänomenologie des Lesens

EKF Wissenschaft
Literaturwissenschaft 3
104 S. | 22 x 15 cm | 200 g | Paperback
ISBN: 978-3-933816-46-7
1. Auflage 2010 | 35,00 EUR