Theologie & Religionswissenschaft
 

Tobias Kirchhof 

Kirche als Einheit 

Zur Darstellung des Frühkatholizismus bei Johann Adam Möhler (1796–1838) und Ferdinand Christian Baur (1792–1860)

Die Deutung des Frühkatholizismus ist aufgrund dessen kirchenbildender Funktion spätestens seit der Reformation Gegenstand kontroverser kirchenhistorischer Untersuchungen, die bis in die Gegenwart anhalten. Die Anwendung des nachaufklärerischen idealistischen Wirklichkeitsverständnisses auf die Geschichte ermöglichte es, diesen kontroverstheologischen Gegensatz kritisch zu hinterfragen bzw. ihn in einen größeren Zusammenhang einzuordnen.

Mit Johann Adam Möhler und Ferdinand Christian Baur sind für diese neue Wahrnehmung der jungen Kirche zwei prominente konfessionsverschiedene Theologen gefunden, die entscheidenden Einfluss auf die historische Neuerfassung dieser Epoche nahmen.
Anhand ihrer Darstellungsformen und theologischen sowie philosophischen Deutungsmuster wird erschlossen, dass der Frühkatholizismus konfessionsübergreifend als Einswerdung – bzw. Bewusstwerdung der Einheit – des Christentums in der Kirche verstanden werden kann. Darüber hinaus zeigt sich bei ihnen exemplarisch, wie die Philosophie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Theologie beeinflusste, gerade in der Etablierung kirchenhistoriographischer Methoden und Einschätzungen. Durch den Vergleich der beiden Autoren wird nachgewiesen, inwieweit ihre jeweilige historiographische Darstellung des Frühkatholizismus von den eigenen Verstehensvoraussetzungen abhängt und gerade dadurch eine für das 19. Jahrhundert innovative Erschließung des Prozesses der Kirchenbildung ermöglicht.

 

Abt. Theologie, Bd. 4
604 S. | 22 x 15 cm | 840 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-59-7
1. Auflage 2013 | 38,00 EUR

 

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Maria Heinke-Probst 

Die Deutsche Evangelische Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien 1918–1938 (–1946)

Identitätssuche zwischen Nationalität und Bekenntnis

Böhmen und Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Nach dem Zerfall der Habsburger Monarchie entstand mit der Tschechoslowakischen Republik nicht nur ein neuer Staat, sondern auch die Deutsche Evangelische Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien. Zwanzig Jahre lang rang sie unter den Bedingungen der Ersten Tschechoslowakischen Republik um ihr Fortbestehen und um geeignete Formen für ihre Verkündigung. Nach dem Anschluss an Hitlerdeutschland gehörte sie weitere acht Jahre zum ›Reichsgau Sudetenland‹ bzw. zum Protektorat Böhmen und Mähren.
Erstmals wird hier auf der Grundlage der von der Kirchenleitung hinterlassenen Akten eine Gesamtdarstellung der Kirche während der knapp drei Jahrzehnte ihres Bestehens versucht. Verlautbarungen der Kirchenleitung werden dabei ebenso in den Blick genommen wie Passagen aus Briefen von Pfarrern und Gemeindegliedern, die kircheneigene Presse, aber auch Stellungnahmen im Gegenüber zur jungen ökumenischen Bewegung. Besonders breiten Raum erhält die Darstellung des mentalen ›Umschwungs‹ in den dreißiger Jahren, als sich die deutschsprachige Bevölkerung größtenteils innerlich vom tschechoslowakischen Staat ablöste und zunehmend an Deutschland orientierte.

 

Abt. Theologie, Bd. 3
238 S. | 22,0 x 15 cm | 370 g | Paperback | mit zahlr. Abb. u. Tabellen
ISBN 978-3-933816-58-0
1. Auflage 2012 | 38,00 EUR

 

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Jenny Lagaude 

Der Cranach-Altar zu St. Wolfgang in Schneeberg 

Ein Bildprogramm zwischen Spätmittelalter und Reformation

Das Retabel in St. Wolfgang zu Schneeberg steht am Beginn einer Reihe von Altären der Cranachschen Werkstatt, in denen die reformatorischen Lehren im Medium des Bildes Einzug in den Kirchenraum hielten. Erstmalig wird hier im Bildprogramm eines Altarbildes die Theologie und das Gedankengut der Wittenberger Reformation umgesetzt. In die Geschichte Sachsens als dem Mutterland der Reformation ist das Kunstwerk fest eingebunden. Seine Bestimmung für die Wolfgangskirche der Stadt Schneeberg am Ende der 1530er Jahre stellt es in das konfessionelle Spannungsfeld zwischen evangelischer und altgläubiger Landesherrschaft, zwischen ernestinischem Kurfürsten- und albertinischem Herzogtum.
Die vorliegende Arbeit erschließt sowohl den theologischen wie auch den kunsthistorischen Gehalt des wahrscheinlich ersten reformatorischen Retabels im Spannungsfeld des lutherischen Bildverständnisses, des persönlichen und künstlerischen Verhältnisses des Malers zu den Theologen Luther und Melanchthon sowie der bikonfessionellen Tätigkeit Cranachs.

 

Abt. Theologie, Bd. 2
164 S. | 22,0 x 15 cm | 260 g | Paperback | mit 79 teilw. farbigen Abb.
ISBN 978-3-933816-43-6
1. Auflage 2010 | 22,00 EUR
[nicht mehr lieferbar!]

 

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Tobias Kirchhof 

Der Tod Schleiermachers 

Prozess und Motive, Nachfolge und Gedächtnis

»Dieser herrliche Tod hat hier viel Eindruck gemacht. Er hat die, welche an seinem Christentum zweifelten, beschwichtigt und wenigstens für den Augenblick still gemacht.«
So beschreibt der Zeitgenosse und Historiker Leopold von Ranke den Tod Friedrich Schleiermachers. Für einen großen Teil der gebildeten Gesellschaft um 1834 zeigte sich im Sterben des Predigers und Theologen ein christliches Bekenntnis, das unabhängig der eigenen religiösen Einstellung, sei sie orthodox, erweckt oder rationalistisch, tief beeindruckte. Die hohe Anerkennung dieses öffentlich dokumentierten Sterbeprozesses wirft aber auch die Frage nach dessen möglicher Inszenierung auf. Dieser Frage sowie dem Problem der Tradierung von Schleiermachers wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen und der um ihn und seinen Tod konstruierten Erinnerungsgehalte widmet sich das Buch. Dazu sind bisher unbekannte Quellen erschlossen worden, die in einem umfangreichen Anhang zusammen mit einem großen Bildteil zugänglich gemacht sind.

 

Abt. Theologie, Bd. 1
312 S. | 22,0 x 14,5 cm | 400 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-22-1
1. Auflage 2006 | 45,00 EUR

 

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Claudia Wustmann 

Die »begeisterten Mägde« 

Mitteldeutsche Prophetinnen im Radikalpietismus am Ende des 17. Jahrhunderts

Die »begeisterten Mägde« – so nannte man am Ende des 17. Jahrhunderts einige Frauen, die im Milieu des radikalen Pietismus als Prophetinnen auftraten und die zeitweilig eine beträchtliche Anhängerschaft hinter sich versammeln konnten. Warum vermochten gerade diese Frauen es, Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld, aber auch prominente Vertreter des Pietismus wie August Hermann Francke davon zu überzeugen, dass sie göttliche Offenbarungen empfangen hätten?
Um diese Frage zu beantworten, wird die Situation rekonstruiert, in der die Offenbarungsträgerinnen an die Öffentlichkeit traten. Die daraus gezogenen Schlüsse geben auf einer mikrohistorischen Ebene Einblick in die Lebensumstände des ausgehenden 17. Jahrhunderts, bilden aber gleichzeitig einen Beitrag zum religionssoziologischen Diskurs über die Bedingungen der Möglichkeit von Offenbarungsberichten.
Die Studie greift dabei etliche von der Religionswissenschaft derzeit lebhaft diskutierte Fragen, wie die nach dem Zusammenhang von religiöser Dynamik und Nonkonformismus, Religion und Gender oder nach religiösen Individualisierungs- und Pluralisierungsprozessen, auf und leistet einen Beitrag zu diesen aktuellen Diskursen.

 

Religionswissenschaft 1
244 S. | 22,0 x 15 cm | 380 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-38-2
1. Auflage 2008 | 35,00 EUR

 

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Hanno Willenborg 

Das Heilige zwischen Gefühl und Emotion 

Die klassische Emotionstheorien von Charles Darwin, Wilhelm Wundt, William James und William McDougall im Vergleich zu Rudolf Ottos gefühlszentrierter Religionstheorie des Numinosen

In den letzten Jahrzehnten hat in der Psychologie eine Neuentdeckung des Forschungsbereichs Emotion stattgefunden. Wurden die Gefühle über lange Zeit hinweg eher als lästiges Beiwerk der menschlichen Psyche empfunden, wird dem Gefühlsleben heute zunehmend eine eigene positive Qualität zugestanden. Diese Neubewertung eröffnet die Chance, auch alte Gefühlstheorien der Psychologie selbst wie auch Emotionstheorien aus anderen Forschungsgebieten der Gesellschafts- und / oder Kulturwissenschaften mit anderen Augen zu sehen.
Speziell für das Selbstverständnis des Fachs Religionswissenschaft ergeben sich dadurch neue Betrachtungsmöglichkeiten auf die eigene Forschungstradition. Das wohl bekannteste Modell zum religiösen Wirken der Gefühle entwirft der lutherische Religionsphilosoph Rudolf Otto. Seinen Ansatz des Numinosen vor dem Hintergrund der Wiederentdeckung der Gefühle mit den klassischen Emotionstheorien von Charles Darwin, Wilhelm Wundt, William James und William McDougall in Bezug zu setzen, dabei Parallelen und Beeinflussungen zu erkennen und durch diese Betrachtungen Anregungen zu geben, Ottos Ansatz nicht nur als überkommene Theorie, sondern als Möglichkeit für eine Neuentdeckung des Bereichs Emotionen in der Religionswissenschaft zu sehen, dazu möchte diese Arbeit einen Beitrag leisten.

 

Religionswissenschaft
522 S. | 22,0 x 15 cm | zahlr. Abb. u. Tabellen
700 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-45-0
1. Auflage 2011 | 45,00 EUR

 

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LThB – Leipziger Theologische Beiträge in der EKF
 

Anja Funke 

›Kanzelstürmerinnen‹ 

Die Geschichte der Frauenordination in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens von 1945 bis 1970

LThB 5

Als »Kanzelstürmerinnen« wurden in den 1950er Jahren an der Theologischen Fakultät Leipzig die Studentinnen von einigen ihrer männlichen Kommilitonen tituliert. Inwiefern diese Frauen tatsächlich die sächsischen Kanzeln ›erstürmten‹ und welche hemmenden oder begünstigenden Umstände auf ihrem Weg zur uneingeschränkten Übertragung und Ausübung der Ordinationsrechte eine Rolle spielten, wird in der nun aktualisiert und erweitert vorliegenden Studie dargestellt.
Auf der Basis von Aktenmaterial und den Ergebnissen einer Befragung unter den frühen sächsischen Theologinnen wird die Geschichte der Frauenordination in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens zwischen 1945 und 1970 erstmals beschrieben. Damit leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zur noch ausstehenden Aufarbeitung der deutschen Theologinnengeschichte.

 

LThB – Leipziger Theologische Beiträge 5
182 S. | 22,0 x 15 cm | 300 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-66-5
2. Auflage 2016 | 20,00 EUR

 

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Torsten Morche 

WELTALL ohne Gott 
ERDE ohne Kirche 
MENSCH ohne Glaube – Zur Darstellung von Religion, Kirche und ›wissenschaftlicher Weltanschauung‹ in ›Weltall, Erde, Mensch‹ zwischen 1954 und 1974 in Relation zum Staat-Kirche-Verhältnis und der Entwicklung der Jugendweihe in der DDR

LThB 4

Jugendweihe vs. Konfirmation. An kaum einer anderen Stelle ging die DDR derartig in Frontstellung gegen die Kirchen und rang ihrer Bevölkerung ein Bekenntnis nicht nur zum sozialistischen Staat, sondern auch zu seiner materialistischen und atheistischen Weltanschauung ab. ›Weltall, Erde, Mensch‹ war über Jahrzehnte das offizielle Begleit- und Geschenkbuch der Jugendweihe. In seinen ständig veränderten Auflagen spiegelt sich exemplarisch das Verhältnis von Staat und Kirche wider. Torsten Morche hat in einer umfassenden Analyse der über zwanzig Auflagen von ›Weltall, Erde, Mensch‹ die offiziellen Perspektiven auf Kirche und Religion herausgearbeitet und in einem detaillierten Dokumentenanhang erschlossen.

 

LThB – Leipziger Theologische Beiträge 4
164 S. | 21,0 x 13,5 cm | 200 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-33-7
1. Auflage 2006 | 28,00 EUR

 

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Luise Schramm 

Das Verhältnis von Religion und Individualität bei Georg Simmel

LThB 3

Die vorliegende religionssoziologische Untersuchung erschließt die Religionstheorie Georg Simmels vor dem Hintergrund seines Individualitätsverständnisses. Im Anschluss an die Skizze des Simmelschen soziologischen und kulturwissenschaftlichen Ansatzes wird sein Verständnis von Individualität und ihre Problematik in der Moderne erläutert. Schließlich untersucht die Verfasserin Simmels Religionstheorie – vor allem wie er sie in der Schrift ›Die Religion‹ von 1912 niedergelegt hat – im Hinblick darauf, was sie zur Lösung dieser Problematik beiträgt. Aus dem so bestimmten Verhältnis von Religion und Individualität werden in einem Ausblick mögliche Konsequenzen für die gegenwärtige Theologie aufgezeigt.

 

LThB – Leipziger Theologische Beiträge 3
80 S. | 21,0 x 13,5 cm | 110 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-32-0
1. Auflage 2006 | 28,00 EUR

 

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Friederike Lepetit 

Weihnachten – ein sozialistisches Friedensfest? 
Christliche Motive und Traditionen im Musikunterricht der DDR am Beispiel des Weihnachtsfestes

LThB 2

Anknüpfung trotz grundlegender Kritik am Christentum, Vereinnahmung trotz offiziellen Bruchs mit religiösen Traditionen, Fortführung trotz gewollter Abschaffung ›kirchlicher‹ Ideen - so lässt sich der Umgang der sich als atheistisch und areligiös verstehenden sozialistischen Machthaber mit dem Weihnachtsfest zusammenfassen, denn offensichtlich konnte das »Fest der Feste« und die damit verbundene Identität nicht abgeschafft, sondern nur ersetzt werden. Aus diesen Beobachtungen scheint das doppeldeutige Rezeptionsverhalten zu resultieren, das Friederike Lepetit am Beispiel christlicher Motive und Traditionen in Schul- und Schulliederbüchern, weihnachtlichen Feiermaterialien sowie Pionier- und FDJ-Liederbüchern beschreibt. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Religions- und Bildungspolitik der DDR und die Entwicklungslinien, die das unbequeme Thema in den untersuchten Quellen hinterlassen haben. Diese spiegeln insgesamt das Anliegen der DDR-Staatsführung, Weihnachten als ein »sozialistisches Friedensfest« zu etablieren, um die Basis für eine neue Erinnerungskultur und Gruppenidentität zu legen.

 

LThB – Leipziger Theologische Beiträge 2
150 S. | 21,0 x 13,5 cm | 190 g | Paperback | 6 Tabellen
ISBN 978-3-933816-31-3
1. Auflage 2006 | 28,00 EUR

 

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Jenny Lagaude 

Die Konversion des Friedrich Graf zu Stolberg
Motive und Reaktionen

LThB 1

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750–1819), Dichter und Staatsmann, konvertierte im Jahr 1800 zur römisch-katholischen Kirche und löste eine Welle der Empörung im deutschen Geistesleben aus. Größen ihrer Zeit, wie Goethe, Herder und Jacobi, reagierten in Briefen und Schriften auf dieses Ereignis. Die vorliegende Arbeit beleuchtet quellennah die Motivationen Stolbergs und seiner Zeitgenossen und zeigt Entwicklungstendenzen zu einem neuen konfessionellen Bewusstsein in einer Epoche auf, die Vernunft und Toleranz ihr Eigen nannte.

 

LThB – Leipziger Theologische Beiträge 1
108 S. | 21,0 x 13,5 cm | 140 g | Paperback
ISBN 978-3-933816-30-6
1. Auflage 2006 | 28,00 EUR

 

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